Steuerhinweis für Rentner Nr. 58                                            10.2.2015

Die Einkommensteuererklärung 2014 

1. Fristen für die Abgabe der Erklärung
Die Einkommenstererklärung 2014 ist grundsätzlich bis zum 31. Mai 2015 ans Finanzamt einzureichen. Dieses gilt, wenn sich eine Steuerzahlung ergeben wird oder aus anderen Gründen eine Veranlagung durchzuführen ist (siehe hierzu Steuerhinweis für Rentner Nr. 28 Ziffer 2).
Sofern die Steuererklärung durch einen Steuerberater oder eine steuerberatende Einrichtung erstellt wird, gilt eine Abgabefrist bis zum 31.12.2015, es sei denn, einzelne Erklärungen werden vom Finanzamt vorher eingefordert.
Wer nicht zur Abgabe einer Erklärung verpflichtet ist, kann sogar bis zum 31.12.2018 eine Veranlagung aus berechtigtem Interesse beantragen, weil die Festsetzungsfrist in diesen Fällen mit Ablauf des Jahres 2014 beginnt und 4 Jahre beträgt (§§ 169 und 170 AO; siehe auch Anleitung zur Einkommensteuererklärung 2014).

2. Elektronische Lohnsteuerbescheinigung
Bei der Ausfüllung der Anlage N (Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit) ist zu beachten, dass die in der Lohnsteuerbescheinigung ausgewiesene eTin Nr. übernommen wird. Diese besteht aus 16 Stellen und entspricht nicht der Identifikationsnummer. Ohne diese eTin Nr. lässt sich der Vordruck N nicht ins System ELSTER übertragen.

Betriebsrentner, die vor dem 63. Lebensjahr (Schwerbehinderte 60. Lebensjahr) mit der vorgezogenen Altersrente begonnen haben, erhalten ihre Bezüge erst mit dem 63. bzw. 60. Lebensjahr als Versorgungsbezüge bescheinigt. Die Ziffern 8 und 30 der Arbeitgeberbescheinigung enthalten in diesen Fällen keine Angaben. Das hat Auswirkungen für den Versorgungsfreibetrag, der nicht zu gewähren ist, und die Berechnung des Sonderausgabenabzugs (siehe unter 6).

3. Elektronische Übermittlung der Einkommensteuererklärung
Enthält die Steuererklärung Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft, Gewerbebetrieb oder selbständiger Arbeit, ist sie elektronisch an das Finanzamt zu übermitteln. Für die authentifizierte Übermittlung wird ein Zertifikat benötigt, das im Anschluß an die Registrierung auf der Internetseite www.elster.de/eportal. zu erhalten ist, aber bis zu 2 Wochen dauern kann.

Für alle nicht unter diese Verpflichtung fallenden Einkommensteuererklärungen ist ebenfalls eine elektronische Übermittlung möglich. Diese Erklärungen können aber auch weiterhin manuell erstellt und eingereicht werden.

Ab 2014 ist die vorausgefüllte Steuererklärung eingeführt worden (siehe hierzu Steuerhinweis für Rentner Nr. 57). Damit können die bei der Finanzverwaltung gespeicherten Besteuerungsdaten abgerufen werden wie z.B. die Daten der Arbeitgeberlohnbescheinigung und der Mitteilung über den Bezug von Renten.

4. Spendenabzug
Spenden und Mitgliedsbeiträge an als gemeinnützig anerkannte Einrichtungen sind bis zur Höhe von 20 % des Gesamtbetrags  der Einkünfte (vor Abzug von Sonderausgaben und a.o. Belastungen) abzugsfähig. Vom Abzug ausgeschlossen sind Mitgliedsbeiträge, wenn der Empfänger den Sport und kulturelle Betätigungen fördert, die in erster Linie der Freizeitgestaltung dienen, oder die Heimatpflege und Heimatkunde fördert. Daher wird als Nachweis für die Abzugsberechtigung generell eine Spendenbescheinigung des Empfängers gefordert, aus dem sich die Anerkennung als gemeinnützige Einrichtung und die Abzugsberechtigung der Zuwendung ergibt.
Für Beträge bis zu 200 € kann der Zahlungsnachweis auch durch einen Bareinzahlungsbeleg oder Kontoauszug erbracht werden. Bei gemeinnützigen Vereinen fordert das Finanzamt aber einen zusätzlichen Beleg des Empfängers, aus dem sich die Abzugsberechtigung ergibt (Bescheinigung des Vereins über Freistellungsbescheid des Finanzamts). Siehe Vereinsbesteuerung Abschnitt 9 Ziffer 8 Spendenabwicklung.

Bei Spenden und Mitgliedsbeiträgen an politische Parteien und anerkannte unabhängige Wähler- gemeinschaften ermäßigt sich die Einkommensteuer um 50% der Spendenausgabe, max. 825 € bzw. 1.650 € bei Zusammenveranlagung. Übersteiegen die Spenden diese Beträge, sind die Mehrbeträge bis zu 1.650 € bzw. 3.300 € als Sonderausgaben abzugsfähig.

5. Änderungen durch Übergangsregelungen aufgrund des Alterseinkünftegesetzes
Nach dem Alterseinkünftegesetz beträgt der Besteuerungsanteil für Rentenbezüge aus der gesetzlichen Rentenversicherung und den übrigen in § 22 Nr.1 aa) EStG genannten Einkünften, die 2014 zu laufen begonnen haben, 68 %. Der nicht zu besteuernde Anteil von 32 % der Bruttobezüge wird auch in den Folgejahren als Freibetrag berücksichtigt. Rentenerhöhungen sind dann allerdings voll steuerpflichtig.
 
Für andere Renteneinkünfte, bei denen in den Bezügen Einkünfte aus Erträgen des Rentenrechts enthalten sind, und einigen anderen Renteneinkünften im Sinne des § 22 Nr.1 bb) EStG richtet sich der zu besteuernde Ertragsanteil nach dem Alter des Rentenberechtigten im Zeitpunkt des Rentenbeginns (z.B. bei Rentenbeginn im Alter von 63 Jahren beträgt der zu versteuernde Rentenanteil 20 %).

Für Betriebsrenten, die als nachträgliche Einkünfte aus der nichtselbständigen Arbeit anzusehen sind und 2014 begonnen haben, beträgt der Versorgungsfreibetrag 25,6 % (max. 2.496 €).

Der Vorwegabzug für Vorsorgeaufwendungen beträgt bei der vom Finanzamt durchzuführenden Günstigerprüfung 2014 nun 1.800 € für jeden Ehegatten (siehe Beispiel unter 6.).

Wegen der unterschiedlichen Behandlung der obigen Rentenarten ist es beim erstmaligen Rentenbeginn erforderlich, eine eindeutige Zuordnung (auch in der Steuererklärung) ggf. durch Rückfrage bei der Versicherungsgesellschaft vorzunehmen. Für die Ausfertigung der Anlage R enthält auch die Anleitung zum Vordruck weitere nützliche Hinweise.

Der Altersentlastungsbetrag beträgt für Personen, die 2013 das 64. Lebensjahr vollendet haben, in 2014 erstmalig und bleibend 25,6 % (max. 1.216 €) der Einnahmen, die keine Versorgungs- bezüge sind.  

6. Sonderausgabenabzug unter Berücksichtigung der "Günstigerprüfung" des Finanzamts
Der Sonderausgabenabzug für Aufwendungen, die keine Beiträge zur Altersvorsorge sind, hat sich seit der grundlegenden Änderung durch das Altersentlastungsgesetz 2005 aufgrund der Günstigerprüfung und der in 2010 eingeführten Abzugsverbesserung für Basisversicherungen erheblich verkompliziert. Um den optimalen Sonderausgabenabzug auch im Rahmen der vom Finanzamt von Amtswegen durchzuführenden "Günstigerprüfung“ sicherzustellen, sollten alle Aufwendungen für die Sonderausgaben in die Anlage Vorsorgeaufwand eingetragen werden. Das gilt auch für die weiteren sonstigen Vorsorgeaufwendungen (z.B. Unfall- und Haftpflichtversicherungen), die in die Zeilen 46 bis 52 einzutragen sind.

Ab 2010 wurde der Abzug der Beiträge zur gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung dahingehend verbessert, dass diese voll abzugsfähig sind, wenn es sich um die gesetzliche Basisversicherung handelt. Das sind die Beiträge, die vom Arbeitgeber als Arbeitnehmeranteile vom Arbeitsentgelt einbehalten und in den Nr. 25 und 26 der Lohnsteuerbescheinigung ausgewiesen werden. Diese Beträge sind in die Zeilen 12 und 15 der Anlage Vorsorgeaufwand einzutragen.

Für Rentner sind die von der Sozialversicherungsrente einbehaltenen Krankenkassen- und Pflegever- sicherungsbeiträge in die Zeilen 18 und 21 einzutragen. Für die Krankenkassenbeiträge wird dabei nur etwa der halbe Beitragssatz erhoben und insoweit vom Rentenversicherungsträger ein steuerfreier Zuschuss gewährt. Daher ist dieses in der Zeile 11 durch Eintragung einer 1 zu kennzeichnen. Eine Kennzeichnung in Zeile 11 hat auch zu erfolgen, wenn steuerfreie Arbeitgeberzuschüsse und steuerfreie Beihilfen bei Beamten oder Versorgungsempfängern gewährt werden. Die Kennzeichnung in Zeile 11 hat Bedeutung für die für diesen Teil der Vorsorgeaufwendungen geltenden Abzugshöchstbeträge (1.900 € bzw. 2.800 €).
Hat der Steuerpflichtige zu der Krankenversicherung einen Anspruch auf steuerfreie Zuschüsse (Rentner aus der gesetzlichen Rentenversicherung) oder Arbeitgeberbeiträge (sozialversicherungspflichtige Arbeit- nehmer) oder Beihilfen (Beamte und Versorgungsempfänger), werden die Vorsorgeaufwendungen (ohne Beiträge zur Altersvorsorge) nur bis zu 1.900 € als Abzug zugelassen, während ohne diese Zuschüsse ein Abzug bis zu 2.800 € möglich ist. 

Ergibt sich aus den Krankenkassenbeiträgen ein Anspruch auf Krankengeld, sind diese Beiträge gem. § 10 Abs. 3 Nr. 2 EStG um 4% zu vermindern. Da sich im Krankheitsfall aus den vom Arbeitgeber einbehaltenen Krankenversicherungsbeiträgen grundsätzlich ein Anspruch auf Krankengeld ergibt, wird die 4%ige Kürzung im Rahmen der Veranlagung automatisch durchgeführt. Enthalten die vom Arbeitgeber bescheinigten Krankenkassenbeiträge keine Ansprüche auf Krankengeld, ist dieser Betrag in Zeile 14 bzw. 26 des Vordrucks „Vorsorgeaufwand“ einzutragen, damit die automatische Kürzung unterbleibt. Das gilt zum Beispiel für Krankenkassenbeiträge, die in der passiven Altersteilzeit oder für die Betriebsrente vom Arbeitgeber erhoben und bescheinigt werden.
Umgekehrt wird davon ausgegangen, dass die in Zeile 18 zu erklärenden freiwilligen Krankenkassenbeiträge (z. B. bei Rentnern) keine Ansprüche auf Krankengeld begründen, so dass eine automatische Kürzung nicht erfolgt. Sollte diese Annahme im Ausnahmefall nicht zutreffen, muss in Zeile 20 der Betrag eingegeben werden, der einen Anspruch begründet.

Bei zusammenveranlagten Ehegatten ist der zulässige Abzugsbetrag zunächst getrennt zu ermitteln und dann zusammen zu rechnen. Ist dieser Betrag niedriger als die Summe der Basisbeiträge, sind nur die Basisbeiträge abzugsfähig und mit der Höchstbetragsberechnung nach altem Recht zu vergleichen.

Beispiel einer Günstigerprüfung für das Jahr 2014

 

Ehemann

Ehefrau

zusammen

Kranken- und Pflegeversicherungsbasisbeitrag (AN-Anteil)

6.500 €

700 €

7.200 €

Zusatzbeiträge

600 €

700 €

1.300 €

Unfall- bzw. Haftpflichtversicherungsbeiträge

50 €

50 €

100 €

Vorsorgeaufwendungen insgesamt

7.150 €

1.450 €

8.600 €

abzugsfähig (höchstbetrag 1.900 €)

1.900 €

1.450 €

3.350 €

Da die Basisbeiträge mit 7.200 € höher sind als 3.350 €, sind diese abzugsfähig. Der Abzug der Zusatzkrankenkassen- und Unfallbeiträge von insgesamt 1.400 € entfällt.
Daraus ergibt sich nach
geltendem Recht der Gesamtsonderausgabenabzug von 7.200 €.

Die Höchstbetragsberechnung nach dem bis 2004 geltenden Recht ergibt folgende Abzugsmöglichkeit:

Gesamtaufwand der Sonderausgaben beider Ehegatten

8.600 €

 

Vorwegabzug 2014

3.600 €

3.600 €

verbleiben

5.000 €

 

abzugsfähig (max. Grundhöchstbetrag von 2.668 €)

2.668 €

2.668 €

verbleiben

2.332 €

 

davon abzugsfähig 1/2 (max. 1.334 €)

1.166 €

1.166 €

Summe der beschränkt abzugsfähigen Sonderausgaben

lt. Günstigerprüfung

7.434 €

Der Betrag lt. Günstigerprüfung in Höhe von 7.434 € ist höher als der nach geltendem Recht (7.200 €) und daher abzuziehen.

7. Sonderausgabenpauschbetrag
N
eben den Vorsorgeaufwendungen, die einer Abzugsbeschränkung unterliegen, gibt es auch unbeschränkt abzugsfähige Sonderausgaben. Sofern diese in § 10 c EStG genannten Sonderausgaben geringer sind als 36 € (bei Zusammenveranlagung 72 €), werden diese Beträge als Sonderausgaben-Pauschbetrag gewährt. Wer also keine oder nur geringe Kirchensteuer zahlt und nur in geringem Umfang Spenden getätigt hat, erhält auch ohne Geltendmachung dieser Beträge mindestens den Sonderausgaben-Pauschbetrag.

8. Außergewöhnliche Belastungen
Werden ständig hilflose Personen in deren oder der Wohnung des Pflegenden persönlich gepflegt, ohne dass sie dafür Einnahmen erhalten, können die entstehenden Aufwendungen oder ohne Einzelnachweis ein Pauschbetrag von 924 € geltend gemacht werden. Wird das der gepflegten Person von einer Pflegeversicherung gezahlte Pflegegeld dafür verwendet, sind ggf. höhere Aufwendungen auch als außergewöhnliche Belastung im Rahmen der "zumutbaren Eigenbelastung" geltend zu machen.

Nach Abzug eines Betrages für die zumutbare Eigenbelastung sind u. a. außerdem abziehbar:
Bestattungskosten für Angehörige
soweit sie den Nachlaß oder die Versicherungsleistungen übersteigen (Grabstätte, Sarg, Kränze und Todesanzeigen). Nicht anerkannt werden Trauerkleidung und Gästebewirtung.
Ehescheidungskosten (Prozesskosten für die Scheidung und den Versorgungsausgleich).
Krankheitskosten/Kurkosten soweit sie nicht von Krankenkassen oder Versicherungen getragen werden.

Für die anzuerkennenden Kosten insgesamt ist ein Betrag für zumubare Eigenbelastung abzuziehen, der z. B. 5 vH beträgt, wenn für Eheleute der Gesamtbetrag der Einkünfte zwischen 15.340 € und 51.130 € liegt.

9. Verlustverrechnung aus Wertpapiergeschäften
Bei Veräußerungsgeschäften mit Wertpapieren ist ab 2009 der Begriff „Spekulationsgeschäfte“ entfallen. Das bedeutet, dass auch bei Wertpapierveräußerungen, die mehr als 1 Jahr nach der Anschaffung des Wertpapiers vorgenommen werden, die je  Wertpapier entstehenden Gewinne bzw. Verluste zu ermitteln sind und ggf. untereinander oder mit anderen Veräußerungsgeschäften verrechnet werden können.

Einkünfte aus Kapitalvermögen im Sinne des § 20 Abs. 1 Nr. 1 und 2 EStG erzielt der Anteilseigner, dem die Anteile am Kapitalvermögen im Zeitpunkt des Gewinnverteilungsbeschlusses zuzurechnen sind (§ 20 Abs. 5 EStG). Sie sind in der Steuererklärung als Einkünfte des jeweiligen Ehepartners zu erfassen. Eine Trennung gemeinsamer Konten ist bei Ehegatten dann zweckmäßig, wenn beide Ehegatten einen Anspruch auf Altersentlastungsbetrag (über 64 Jahre alt) haben und geltend machen wollen.

Werden Aktien in einem Depot gehalten, hat die auszahlende Stelle (§ 43 a Abs. 3 EStG)  negative Kapitalerträge einschließlich gezahlter Stückzinsen bis zur Höhe der positiven Kapitalerträge auszugleichen. Liegt bei Ehegatten ein gemeinsamer Freistellungsauftrag vor, erfolgt ein gemeinsamer Ausgleich. Eine Trennung des Depots ist dafür nicht erforderlich. Ein nicht ausgeglichener Verlust wird von der Bank auf das nächste Jahr übertragen, wenn der Gläubiger nicht bis zum 15.12. des lfd. Jahres mit amtlich vorgeschriebenem Muster eine Bescheinigung über die Höhe des nicht ausgeglichenen Verlustes beantragt.

Die nicht ausgeglichen Verluste aus Kapitalvermögen dürfen nicht mit Einkünften aus anderen Einkunftsarten verrechnet oder nach § 10 d EStG abgezogen werden. Sie mindern jedoch die Einkünfte, die der Steuerpflichtige in den Folgejahren aus Kapitalvermögen erzielt. Verluste aus der Veräußerung von Aktien dürfen nur mit Gewinnen ausgeglichen werden, die aus der Veräußerung von Aktien entstanden sind.

Für Altverluste, die aus 2008 übernommen wurden oder durch Aktienverkauf innerhalb der bis 2008 geltenden Spekulationsfrist von 12 Monaten in 2009 verkauft wurden, war eine Verrechnung mit Gewinnen aus Kapitalvermögen nur noch bis 2013 möglich (§ 52a Abs.11 Satz 11 EStG).

Helmut Laser