Meine Berufswahl war nach dem Abitur geprägt von der Überlegung,
meinen Eltern durch Verzicht auf ein Studium nicht mehr auf der Tasche zu liegen.
Von den Alternativen, bei der Stadt Hannover oder der niedersächsischen
Finanzverwaltung die gehobene Beamtenlaufbahn einzuschlagen, entschied
ich mich für die Steuerverwaltung. Ein gut ausgebildeter Steuerbeamter
konnte auf Lebenszeit Beamter bleiben, sich nach 10 Jahren als Steuerberater
niederlassen oder in die freie Wirtschaft wechseln. So besuchte
ich neben der praktischen Ausbildung beim Finanzamt Hannover Nord
die Landesfinanzschule in Bad Eilsen (spätere Finanzakademie) und
legte dort 1960 meine Inspektorenprüfung ab (Diplom-Finanzwirt). Zum Glück konnte
ich beim Ausbildungsfinanzamt und damit in Hannover bleiben und
wurde dort als Sachbearbeiter in zwei Einkommensteuerveranlagungsbezirken
und dann in einem Körperschaftsteuerbezirk eingesetzt. Im Körperschaftsteuerbezirk
hatte ich neben 100 Kapitalgesellschaften auch die Hälfte der Hannoverschen
Vereine zu betreuen, wodurch ich mich intensiv mit der Vereinsbesteuerung
und Gemeinnützigkeit auseinander setzen musste. Außerdem wurde ich
Hauptsachbearbeiter und Fachlehrer für Umsatzsteuer. Als 1968 die
Umstellung auf die Mehrwertsteuer erfolgte, hatte ich eine Schlüsselposition
inne und wurde dadurch auch über den Finanzamtsbereich hinaus als
MWSt-Spezialist bekannt. Als 1969 in der Steuerabteilung der
VW AG ein Fachreferent für MWSt gesucht wurde, ergriff ich meine
Chance und wechselte, gerade erst zum Steueramtmann
befördert, nach kurzer Bedenkzeit in die VW-Zentrale nach Wolfsburg. Dort war meine Hauptaufgabe,
die Umstellung und den Übergang auf das MWSt-System im Konzern durchzuführen.
Nebenher war ich für die Mineralölsteuer zuständig. Nach dem plötzlichen
Tod des damaligen Leiters der Steuerabteilung und einer aufgabenmäßigen
Umstrukturierung wurde ich als Abteilungsleiter für die Besteuerung
der VW AG und ihrer inländischen Tochtergesellschaften zuständig.
1980 wurde ich zum Hauptabteilungsleiter "Steuerwesen Inland"
ernannt und erhielt Prokura. Nunmehr umfasste mein Verantwortungsgebiet
alle inländischen Steuerangelegenheiten des VW-Konzerns. Damit
verbunden waren auch die Mitgliedschaften in verschiedenen Arbeitskreisen
und Ausschüssen des VDA, BDI und DIHT. Für mein Spezialgebiet
Mehrwertsteuer wurde ich vom BDI als deutscher Vertreter in den Arbeitskreis Umsatzsteuer
des europäischen Industrieverbandes in Brüssel entsandt. Die dargestellten
Tätigkeiten übte ich auch nach einer Umstrukturierung im Bereich Steuer-
und Zollwesen bis zu meinem Ausscheiden zum 1.5.2000 im Wesentlichen
unverändert aus. Die umfassende Ausbildung in der Finanzverwaltung und die
besonderen Kenntnisse der Vereinsbesteuerung gaben mir die Möglichkeit,
viele Vereine, besonders Sportvereine, ehrenamtlich bei der
Bewältigung steuerlicher Probleme und der Erfüllung steuerlicher Verpflichtungen durch
Abhalten von Seminaren und Verfassen von Schriften
zu unterstützen oder als Vereinsmitglied Vorstandsfunktionen
zu übernehmen. (Zusammenstellung hier
klicken). Für dieses langjährige ehrenamtliche Wirken in Wolfsburg
wurde ich am 25.10.2009 vom Oberbürgermeister Prof. Rolf Schnellecke
durch Verleihung der Stadtplakette in Bronze im Rahmen einer Feierstunde
im Schloß Wolfsburg zusammen mit neun weiteren Bürgern der Stadt
geehrt.
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